Beim Eingang des Raumes sind Schusterwerkzeuge und Schuhe ausgestellt. Man ging vorwiegend barfuß, mit Stoffpantoffeln oder handgeschnitzten Holzschuhen. Die Frauen waren mit dem Nähen von Stoffpantoffeln beschäftigt. Sie fertigten sie händisch und steppten die Sohlen sehr gewandt mit engen Stichen. Die Sohlen, die zwei oder mehrere Zentimeter dick waren, wurden aus mehreren Schichten von Stofffetzen alter Leintüchern hergestellt, mit Hanffäden genäht und mehrmals mit dem Hammer bearbeitet. Auf diesen Sohlen brachten sie das Oberteil aus Moleskin an, das mit Drell oder schwarzem Samt, der wiederum mit weißem, neuem Leinen besetzt war, gefüttert wurde: letztere wurden an Festtagen getragen.
Raum 2. Der zweite Raum ist dem Handwerk gewidmet.
Schuster
Die Holzschuhe wurden von den Männern geschnitzt. Auf dem Boden sind einige Werkbänke mit fußbetriebenem Einspannsystem zu sehen. Sobald das Holzstück eingespannt war, bearbeitete der Handwerker, der auf der Bank saß, das Holz so lange, bis er ein Schuh fertig war. Fast alle Holzschuhe wurden mit dicken Wollsocken getragen: die Holzschuhe waren nämlich auf der Oberseite nicht zur Gänze mit Leder bedeckt, sondern sie hatten nur einen wenige Zentimeter breiten Riemen, der am Holzrand befestigt war. Nur die Holzschuhe für den Winter hatten das Oberteil zur Gänze aus Leder.
Im Winter mussten die Bewohner des Tales Holzschuhe mit genagelten Sohlen tragen, um ein Rutschen auf dem Eis zu verhindern. In jüngerer Zeit wurden die Krampen eingeführt, die auf den Sohlen befestigt werden konnten. Die genagelten Holzschuhe oder die Krampen konnten auch während der Heumahd auf Steilhängen verwendet werden.
Zu den vom Schuster verwendeten Werkzeugen gehörten der Meißel, der Hobel sowie die Leisten. Einzigartig ist das Werkzeug, bestehend aus einem dicken Holzstamm, auf dem ein Metallamboss in Form eines verkehrten Fußes angebracht ist, auf dem der Schuster die Nägel in die Schuhsohle treiben konnte.
Die Wollverarbeitung
Die Wollverarbeitung blieb im oberen Torre-Tal bis 1976, dem Jahr des Erdbebens, bestehen. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Schafzucht zugunsten der Rinderzucht vernachlässigt. Trotz der radikalen Änderung durch die Milchverarbeitungstechniken wurde die Verarbeitung von Wolle aus praktischen Gründen nicht aufgegeben. Jede Familie hielt weiterhin ein paar Schafe, damit man mit Wolle versorgt war. Das Material für diese Tätigkeit ist im Museum aufbewahrt.
Auf einer Tafel sind die Scheren für die Schafschur befestigt. Es sind dies archaische Instrumente, die aus einem einzigen gebogenen Metallteil bestehen. An den beiden Enden ist das Metall abgeflacht und bildet zwei Klingen mit breiter Basis und abgeflachter Spitze.
Die geschorene Wolle wurde gekämmt und mit Hilfe der Karde oder Kardätsche gekrempelt. Diese besteht aus zwei Holzbrettchen mit einer Reihe von Drahtstiften, die auf einer Seite befestigt sind. Eines der Holzbrettchen ist auf einem Holzkasten am Ende des Scherbockes befestigt, auf dem die Person saß.
Das Spinnen erfolgte entweder mit dem Spinnrocken oder mit der aufwändigeren Methode mit dem Spinnrad. Das Museum zeigt auf der Tafel einige Spinnrocken und verschiedene Spinnräder, die in der Mitte des Raumes aufgestellt sind. Es gibt zwei Arten von Spinnrädern: die mit dem horizontalen und die mit dem vertikalen Rahmengestell. Eine weitere Variante ist jene mit dem Schwungrad, das Speichen haben oder voll sein kann. Häufig wurden die beiden Fäden mit dem Spinnrad verzwirnt, damit die Wolle widerstandsfähiger und fester wird.
Der Wollfaden wird mit der Drehhaspel zu einer Strange aufgewickelt: es sind zwei auf dem Regal unter der Tafel ausgestellt. Die einfache Haspel besteht aus einem gekrümmten Kieferast, der den Zapfen mit den Haspelarmen hält. Ein weiteres Exemplar ist eine etwas komplexere Ausführung, die aus einer vertikalen Halterung besteht, welche die horizontale Achse mit vier Speichen hält, die mit ebenso vielen Querhölzern verbunden sind. Das Gerät wird händisch mit einer Holzkurbel bedient.
In diesem Bereich ist auch eine Flachsbreche ausgestellt. Es handelt sich um ein Gerät aus Holz, das verwendet wurde, um Flachsstangen zu stutzen oder zu brechen, um den holzigen Teil von den Fasern zu trennen.
Der Anbau von Weizen
Der Anbau von Weizen stellte für die Bewohner des Tales eine der wichtigsten Tätigkeiten dar, auf der die gesamte Wirtschaftsstruktur des Tales aufbaute. Die Gepflogenheit das Vieh dauerhaft in den Ställen zu halten, zwang die Bevölkerung zu einem ständigen Transport von Futter direkt in den Stall oder in die Scheune.
Die Mahdwiesen waren Eigentum der Gemeinde. Jede Familie besaß mehrere Wiesen, aber es handelte sich dabei häufig um kleine, weit auseinander liegende Flächen.
Die Wiesen rund um die Dörfer wurden im Mai gemäht. Auf den Wiesen wurden keine Futterpflanzen gesät, aber sie wurden gedüngt. Aufgrund dieser Praxis konnte dreimal gemäht werden: in Mai, im Hochsommer und zuletzt in den ersten Novembertagen. Auf den Bergen wurde nur einmal im Juli oder im August gemäht.
Beim Mähen der šenozet, der zu mähenden Wiese, nahm die gesamte Familie mit Kindern und alten Leuten teil.
Die Grassichel, die einen bis zu 28 cm langen Griff haben konnte, wurde für unwegsames Gelände verwendet. Die Heusense bestand aus einem Stiel, Griffen und dem Sensenblatt.
Unverzichtbar waren während den Mäharbeiten die Werkzeuge zum Schärfen des Sensenblattes. Für gewöhnlich trug jeder Mähende am Gürtel den Wetzstein im Kumpf. Im Museum sind einige Exemplare von Kumpfen und Wetzsteinen ausgestellt. Einige Kumpfe waren mit zwei Zapfen am Boden versehen, wodurch man sie auf den Boden stellen konnte. Die Wetzsteine bestanden aus einem Holzgriff und aus dem Stein aus Kalkstein, der mit einem Eisendraht befestigt war. Man verwendete den Wetzstein aber auch ohne Griff.
Zum Dengeln des Sensenblattes, genauer gesagt um die Kerben und die Unebenheiten auszuklopfen, verwendete man Amboss und Hammer. Der Amboss ist vergleichbar mit einem großen Nagel mit einem nach oben hin dicker werdenden Kopf, der symmetrisch abgerundet ist und eine abgerundete Kante bildet. Das andere Ende ist spitz und wurde in den Boden gesteckt.
Aufgrund der Sommerhitze war es nicht möglich, nach elf Uhr am Vormittag zu mähen. Während der Pause bereitete man den Platz für die kleinen Garben vor, die man gegen Abend machte, um das Heu vor der Feuchtigkeit der Nacht zu schützen. Am darauffolgenden Tag streuten die Kinder das Heu dieser Garben auf der Wiese aus. Tagsüber wurde das gemähte Gras gewendet, damit es vollständig trocknen konnte.
Für diesen Vorgang verwendete man Rechen. Um die Zinken des Rechens zu formen, verwendeten die Bewohner des Tales einen zylinderförmigen Holzgegenstand, auf dem sich ein Metallbügel mit einem Loch an den geschliffenen Kanten befand. Ein Holzstab wurde an den Rand des Loches gegeben und mit einem Holzhammer eingeschlagen.
Am Abend wurde das Heu in das Dorf gebracht. Wenn die Wiesen weit weg waren, machte man drei oder vier Garben.
Der Transport erfolgte auf unterschiedliche Weise. Normalerweise auf den Schultern, indem man das Heu in einem Tragekorb oder in die zbrincija gab, die einem Tragekorb ähnelte, die aber ein größeres Fassungsvermögen hatte.
War das Gelände nicht sehr steil, bereitete man eine Heuladung vor, die durch Stricke zusammengehalten wurde. Drei Stricke wurden verwendet: zwei lange parallele und ein kürzerer Strick, der quer verlief. Die Stricke wurden auf den Boden gelegt und darauf legte man die Heubündel. Mit Hilfe von Holzhaken wurden die Seile zugezurrt. Das Grasbündel wurde dann auf dem Kopf transportiert.
Mit diesem System wurde auch das geschnittene Heu von den Garben transportiert. In einigen Fällen bediente man sich eines Heuschneiders mit einem sehr scharfen halbmondförmigen Blatt und einem langen Stiel mit Fußstütze.
Weitere landwirtschaftliche Geräte
Weitere landwirtschaftliche Geräte, die im Museum ausgestellt sind, sind Laubrechen mit langen Eisenzähnen sowie einige Geräte, die zum Entkörnen von Maiskolben verwendet wurden.
Eine Besonderheit ist der Unterschuh, der aus einer Basis aus Holz besteht und in Form und Größe einem Papierblatt gleicht: im mittleren Abschnitt ist der Hohlraum für den Fuß ausgenommen, der durch einen Rand begrenzt wird, um Halt zu geben. Sie wurden mit einem Ledergürtel oder einem geflochtenen Gürtel an den Fuß gebunden. Dies diente in den Gärten und auf den Äckern dazu, um die Saatlöcher mit Erde zu bedecken.
Zudem gibt es einen Hammer, der von den Kindern verwendet wurde, um die gepflügten Erdschollen zu zerklopfen und für die Aussaat vorzubereiten.
Auf dem Boden sind die Kufen für den Schlitten ausgestellt, mit dem Mist oder Heu auf dem Schnee transportiert wurde. Der Schlitten mit gebogenen Hörnern wurde händisch gezogen.
Interessant ist auch die Korbstütze neben dem Fenster. Die Stütze besteht aus einem einzigen Stück Holz, das sich astförmig verzweigt. Auf einer bestimmten Höhe der Beine waren zwei Zapfen befestigt, auf denen eine Latte auflag. Darauf konnte der Tragekorb beim Aufladen des Mistes gestellt werden.
Sie fertigten auch Körbe aus Weide oder Binsen in der typischen Nestform mit breiten Seiten und enger Öffnung oder muschelförmige Wannen mit Griff. Einige Exemplare sind in dem Raum ausgestellt.
Die Fotografien, die oben zu sehen sind, dokumentieren, dass die Talbewohner auch geschickte Holzfäller waren. Die besten Wälder gab es in Musi. Das auf Schultern oder mit den Tragekörben und später dann mit den Seilbahnen transportierte Holz wurde bis zur Flößung neben den Quellen des Torre gestapelt. Die Stämme wurden ins Wasser geworfen und mit Zapinen – das sind die Haken mit einem langen Stiel aus Holz – geschoben oder gezogen. Um den Schwierigkeiten beim Holztransport aus den Wäldern von Musi beizukommen, bediente man sich eine Zeitlang einer kleinen Feldbahn oder Decauville. Diese wurde zwischen den 1910 und 1920 errichtet. Die Schienen von Vedronza, wo sich der Lagerplatz, die elektrische Säge und die Waage befanden, führten bis nach Tanamea und in der Folge bis in die Ortschaft Palon in Richtung Carnizza-Sattel. Mit der Fertigstellung des Straßenabschnittes Musi-Tanamea nach Žaga wurde die kleine Eisenbahn nutzlos und zwischen 1932 und 1935 wieder abgetragen.
.
Die riesige „Zweihandsäge“ an der Wand wurde von zwei Männern bedient, um Holzbretter herzustellen. Der Holzstamm, der zu Brettern verarbeitet werden sollte, wurde auf einen Sägebock gelegt und fixiert. Mit einem farbigen Faden wurde dann die Schnittlinie zum Sägen angezeigt. Die Säge wurde von zwei Männern betätigt, von denen einer höher stand und der zweite Mann tiefer. Mit der Muskelkraft des Armes schob dieser die Säge nach oben.
Die Spannsäge ist eine klein dimensionierte Säge, deren Gestell aus drei Holzleisten besteht, die sich überschneiden. Auf der einen Seite der Sägearme ist das Sägeblatt befestigt, während auf der gegenüberliegenden Seite eine Hanfschnur ist, die dazu dient, dem Sägeblatt die richtige Spannung zu geben (gespannt oder locker). Die Spannung des Sägeblattes erzielt man durch die Drehung der Schnur über eine Spannvorrichtung. Die Spannvorrichtung besteht aus einer Holzlatte und wird als Spannknebel bezeichnet.
Um runde Linien auf den Brettern zu zeichnen, verwendete man einen Kompass. Während man zum Anreißen paralleler Linien im Holz das Streichmaß einsetzte, ein Werkzeug, das aus zwei parallelen Leisten besteht, die durch ein Stück Holz querverstrebt sind. Am Ende der Leisten befinden sich zwei Eisenspitzen. Die auf das Holz gedrückte Spitze riss eine gerade Linie auf dem Brett an, die den Schnitt anzeigte.
Die Winkelschmiege bestand aus zwei Schenkeln aus Holz, die durch einen Drehzapfen verbunden waren, wodurch sie geöffnet oder geschlossen werden konnten. Sie diente zum Übertragen der Winkel für einen Schnitt außerhalb von 90 °.
Der Ringbeitel mit Holzgriff und Eisenring wurde verwendet, um Vertiefungen im Holz auszustechen und diese auszuarbeiten, damit sie gleichmäßiger wurden. Zum Beispiel verwendete man dieses Werkzeug wahrscheinlich auch um den Boden des Holztroges auszuhöhlen, der an der Wand oben befestigt ist.
Der Beitel mit gebogener Spitze oder Löffelbeitel wurde hingegen verwendet, um konvexe Oberflächen zu bearbeiten oder zum Beispiel zum Drehen in einem Gefäß mit Hohlform oder er wurde zur Bearbeitung jener Stellen benutzt, die mit herkömmlichen Schnitzeisen nur schwer zugänglich war.
Außerdem sind Holzbohrer verschiedener Größen ausgestellt. Diese Werkzeuge haben einen Holzgriff und einen dünnen Metallkörper mit spiralförmiger Spitze. Man benutzte sie zum Bohren von Löchern im Holz.
Dann sind noch verschiedene Hobel (u. a. Simshobel) zu sehen, die zum Glätten von Holz verwendet wurden. Die Zwingen in verschiedenen Formen und Größen dienten hingegen zum Festklemmen des zu verarbeitenden Holzes.
Schließlich sind noch Schlösser zu sehen, die an Türen oder Toren angebracht wurden.
Multimedia
Die Multimedia-Installation präsentiert interessante Filme über:
– die Ortschaft Micottis vor dem Erdbeben,
– die alte Mühle von Micottis,
– das Bündeln von Garben,
– das Spinnen von Wolle, erklärt von Albino Micottis,
– die Herstellung eines Tragekorbes von Albino Micottis.