Die antiken Slowenen, die als die ersten urkundlich belegten Bewohner des Tales gelten, siedeln sich im Tal zwischen dem Ende des 6. und dem 8. Jahrhundert nach Christus an. Angeblich sollen sie vom Mea-Tal hierher gekommen sein. Einer weiteren These zufolge, die durch kulturelle Elemente gestützt ist, gibt es eine Verbindung zwischen diesen Völkern und jenen des Alto Natisone, Medio Isonzo und des Valle del Cornappo. Auf dieser Grundlage ist es möglich als Einzugsroute jene über den Sattel von Karfreit (Kobarid), die das Natisone-Tal heraufführte, anzunehmen. Die Wege gabelten sich an den Berghängen des Monte le Zuffine, Carnizza di Monteprato und Gran Monte. Die Routen, die diese Beziehung bestätigen, verliefen in der Höhe, nicht im Tal, und verbanden Monteaperta, Montemaggiore, Lusevera, Taipana, Subit, Porzûs und Canebola miteinander.
Raum 1. Allgemeines
In diesem Zusammenhang ist die zentrale Rolle der Kirche der Hl. Dreifaltigkeit (Sveta Trojica) von Monteaperta von Interesse. Dieser antike heilige Ort (11.-12. Jahrhundert) ist Ziel von Pilgern, der die slowenischen Völker der angrenzenden Gebiete anzog und dies noch heute tut. Die Kontakte mit der friulanischen Welt sind hingegen bescheiden.
Es fehlen fast zur Gänze Informationen über das Gebiet des Torre-Tals: die Autoritäten, die sich an der Macht abwechselten, kümmerten sich nicht um die Lebensbedingungen der hier angesiedelten Gemeinschaft.
Die Religion
Seit den Zeiten ihrer Konvertierung zum Christentum im 9. Jahrhundert durch die Missionare des Patriarchats von Aquileia, wollten die Slowenen von Torre nichts anderes, als das Recht auf einen Pfarrer in „sklabonischer“ Sprache. Aber es scheint, dass die Verpflichtung eines slowenischsprachigen Vikars weitgehend ignoriert wurde. So erhob sich im 17. Jahrhundert die Bergbevölkerung. Im Jahr 1606 wurde der Pfarrer von Tarcento verklagt. Das Urteil bestätigte, dass die Bergdörfer alle drei Jahre einen slowenischsprachigen Kaplan wählen durften. Im Jahre 1607 gründete der Patriarch der großen Reform der Diözese von Aquileia, Francesco Barbaro, ein eigenes slawisches Vikariat, das vicariatus sclaborum, das die zehn slawischen Dörfer Coia, Sammardenchia, Stella, Zomeais, Ciseriis, Sedilis, Villanova, Lusevera, Pradielis und Cesariis vereinte. Allerdings blieb der slowenische Vikar mit seinem Haus in Tarcento und er ließ sich nur selten in den Kapellen der slawischen Dörfer blicken. Das Vikariat dauerte über ein Jahrhundert bis 1730 an, als die Ortschaften Lusevera, Pradielis und Cesariis sich aus der vereinbarten Vereinigung lösen und sich religiös selbst verwalten wollten.
Beim Eingang des Museums sind einige Gegenstände in Zusammenhang mit dem religiösen Leben ausgestellt. Nennenswert ein Hostieneisen, das auf einer Seite Gravuren von Heiligenfiguren hat, die auf die Hostie für den Pfarrer aufgedruckt wurden. Auf dem kleinen Tisch befindet sich eine Form zur Herstellung von Hostien für die Gläubigen.
Links auf dem Boden befindet sich ein Kasten mit einer Kurbel: es handelt sich um ein Instrument, das verwendet wurde um ein klapperndes Geräusch zu erzeugen und so das Läuten der Glocken am Karfreitag zu ersetzen. Demselben Zweck diente die Ratsche, ein Instrument, das aus einem Holzzahnrad besteht, das durch Drehen der Kurbel ein Holzblatt mit den Zähnen schnarrt und dabei das typische Geräusch erzeugt, das an das Quaken von Fröschen erinnert.
Zu den religiösen Bräuchen, die gute Wünsche überbringen sollen und die in Lusevera noch immer gepflegt werden, gehört die Kollekte, die koleda. Am Neujahrstag ziehen die Kinder von Tür zu Tür und sagen diesen Reim auf: „Koledo novo lieto, Buoh nam dejte no doró lieto!“ „Koleda neues Jahr, möge der Herr uns ein gutes neues Jahr bescheren!“ Im Gegenzug werden sie beschenkt.
Altri oggetti
Die weiteren im ersten Raum ausgestellten Exponate wurden von den Familien im Haus verwendet.
An der Wand sind einige Holzbügel mit zwei Haken an den Enden zu sehen, an denen zwei Eimer mit Wasser, das an den Quellen gefasst wurde, aufgehängt wurden.
Darunter stehen verschiedene Fässer, die ebenfalls dem Transport von Wasser dienten.
Seitlich auf dem Regal sind verschiedene Arten von Laternen ausgestellt, die die Räume durch die Verbrennung von Öl oder Petroleum erhellten. Bevor man Laternen hatte, verwendete man zur Beleuchtung die luč, ein zirka 10-12 cm langer Stock, der aus getrockneten, abgelegenen Lärchenwurzeln gewonnen wurde und dann zu Kienspänen mit einem Durchmesser von 4-5 mm gespaltet wurde. Diese Kienspäne wurden in die Mauer der Wand zwischen die Steine gesteckt und an der Spitze mit einem brennenden Holzscheit angezündet.
Unten neben der Nähmaschine sind einige eiförmige Gegenstände aus Holz zu sehen, die zum Stopfen von Strümpfen verwendet wurden.
In dem Raum befinden sich zwei sehr einfache Hochzeitsbänke. Bei Hochzeiten gab es keine großen Feierlichkeiten: das Hochzeitspaar zog sich ärmlich an und trug Holzschuhe an den Füßen. Die Braut, die ihr Haus verließ, folgte dem Bräutigam und trug nichts bei sich. Nach der Feier in der Kirche begaben sich die Brautleute nach Hause zum Hochzeitsessen. Wohlhabendere Paare aßen ocikana, das waren Polenta-Gnocchi mit zerlassener Butter und Käse, die ärmeren Paare hingegen ein wenig Polenta mit Frico. Noch am selben Tag kehrten sie auf die Felder und in die Wälder zur Arbeit zurück.
Stammte die Braut nicht aus demselben Ort wie der Bräutigam, versperrte die Dorfjugend nach der Messe die Straße mit einem Holzbalken, der sogenannten „Klause“ und der Bräutigam musste eine Gebühr bezahlen, die von den jungen Leuten festgelegt wurde. Sobald das Wegegeld bezahlt wurde, gab man die Straße wieder frei und die Feierlichkeiten konnten fortgesetzt werden. Bei Einbruch der Dunkelheit kehrte die Braut allein in das Elternhaus zurück, um ihre Aussteuer in Empfang zu nehmen.
Weitere interessante Gegenstände in dem Raum sind ein Schneidebrett mit einem Eisenmesser in der Mitte und Eisenkörbe für die Gemüseernte. Nennenswert zwei Abtropfständer für Käse aus Holz und ein Kastanienmörser mit einem langstieligen Stößel und dem schlagenden Teil, der durch ein paar Eisenblätter verstärkt war.
Auf dem Tischchen befinden sich Utensilien aus Holz oder Horn, die dem Abfüllen von Würsten dienten. Zu diesem Zweck wurde der Tierdarm in die Vorrichtung gegeben und dann mit Fleisch gefüllt.
Auf dem größeren Stuhl sind die eingekerbten Initialen des Besitzers zu sehen. Es galt als Zeichen der Anerkennung, wenn jeder seinen eigenen Stuhl in das Haus einer Trauerfamilie mitbrachte, um dort den Rosenkranz zu beten.
Auf diesem Stuhl liegen zwei Blasebälge, die zum Anfachen des Feuers verwendet wurden.
Auf dem Feuerbock hängen Rösttrommeln für die Gerste, lange „Zangen“, an deren Spitze eine Kugel war, die man zu zwei Halbkugeln öffnen konnte. War die Kugel gefüllt, konnte die Gerste über dem Feuer geröstet werden.
Es wurde viel Tabak verwendet: er wurde geschnupft (auch von Frauen), gekaut oder in langstieligen Pfeifen geraucht.
Multimedia
Die Multimedia-Installation zeigt einige interessante Filme:
– das Ritual Kuss des Kreuzes in der Kirche Sveta Trojica,
– das Ritual Prozession der Madonna della Salute in Lusevera,
– die Werke der Kirche von San Floriano in Villanova delle Grotte,
– das Lied „Tam dol teče voda rajna“, aufgenommen in Platischis in den 1960er Jahren vom Gelehrten Pavle Merkù. Das Lied wurde von den gläubigen Slowenen gesungen, wenn sie alle sieben Jahre nach Aquisgrana pilgerten. Diese Wallfahrten endeten mit der protestantischen Reformation im ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts.
– Der letzte Film betrifft die Geschichte, die im slowenischen Dialekt von Subit erzählt wird, mit italienischen Untertiteln, über die Erscheinung der Madonna in Porzus am 8. September 1855. Die Gottesmutter erschien der kleinen Teresa Dush, die 10 Jahre alt war, als sie an einem Festtag Gras für die Kühe schnitt. Nachdem die Heilige Maria ihr die Sichel aus der Hand genommen hatte, lächelte sie die kleine Teresa an und sagte sanft im slowenischen Dialekt von Torre: „An Festtagen soll nicht gearbeitet werden!“
Die Frau bückte sich, schnitt eine Handvoll Gras und gab sie dem Mädchen mit den Worten: „Nimm, das reicht“. Dann trug sie ihm auf, alle zu erinnern, den Namen des Herrn zu heiligen, nicht zu fluchen und Fasttage einzuhalten.